Sven van Thom

So geht gute Laune (Album)

2015

Mit “So geht gute Laune” erscheint im August 2015 endlich der dritte Longplayer von Sven van Thom. Und wer in der Vergangenheit Sven van Thoms sarkastische Sichtweise auf Mensch und Gesellschaft schätzen oder gar lieben gelernt hat, der wird aufgrund der fast schon überschwänglichen Aussage des Albumtitels vielleicht ein wenig verwirrt sein und sich fragen, woher denn dieser plötzliche Optimismus und diese Lebensfreude rühren.
Aber keine Sorge! Schließlich endet der Titeltrack mit einem gewohnten verbalen Tritt in die Eier, der uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurückwirft: „So geht gute Laune … dahin.“

Gewohnt bissig geht es in den Texten zu – manchmal so albern, dass man nur empört nach Luft schnappen kann – und doch finden sich immer wieder Momente voller Melancholie und kluger Alltagsbeobachtung darin. Natürlich kommt die Liebe nicht zu kurz, auch wenn dieses Thema im Vergleich zu van Thoms ersten beiden Alben deutlich in den Hintergrund tritt. Jedoch mit “Einfach weitermachen” und “Nimm den Topf vom Herd” singt uns Sven abermals so traurig von einer verblassenden Liebe, dass es einem ganz schwer ums Herz werden lässt.

Und während Melancholie und großer Quatsch wie ein ungleiches Geschwisterpaar nebeneinander stehen, so lässt sich auch die musikalische Komponente auf “So geht gute Laune” nicht pauschal in der niedlichen Singer-Songwriter-Ecke verorten. Zwar ist das gesamte Album von Gitarrenklängen getragen, und van Thoms Stimme hält als bindendes Element alles beieinander, jedoch findet man, wie auf dem Vorgänger “Ach!”, Anleihen aus einem halben Jahrhundert Popmusik: Die 60er und 70er lassen Grüßen, wenn Mellotron-Chöre ihre sanfte Wäreme versprühen; der Indie-Kracher “Schablone” erinnert an Svens ehemaliges Trio “Sofaplanet”; “Gut für gar nichts” und “Nicht schon wieder Sommer” kommen mit zurückgelehnten elektronischen Beats daher, die erst in einigen Jahren so richtig Retro sein werden; und der Bonus-Track “Die neuen Nachbarn” schickt uns eher in die 90er zurück, als Hip-Hop aus Deutschland seine Unschuld noch nicht an den Gangster-Rap verloren hatte.

Eine wilde Mischung also. Die einen würden sagen: “Schizophren!” Die anderen sagen einfach nur: “Abwechslungsreich.”

Titel:
01. Gut für gar nichts
02. Rauchen Saufen Kinderkriegen
03. Nicht schon wieder Sommer
04. So geht gute Laune
05. Einfach weitermachen
06. Wenn keiner auf Dich wartet
07. Ich brauch die Gefahr
08. Chrysanthemen
09. Ich hab mich nicht getraut
10. Nimm den Topf vom Herd
11. Dröge Jugend
12. Beeil‘ Dich, Zeit
13. Schablone
14. Herpes
15. Was willst Du denn mit dem?
16. Die neuen Nachbarn