Sven van Thom

Irgendwann

Irgendwann

Das Schwimmen nachts in Seen,
den Kopf voller Ideen,
und tagsüber faul rumliegen am Strand.
Die Lieder, die wir singen,
die uns durch den Sommer bringen,
und dazu Deine Hand in meiner Hand.
Die Freunde, die alles mitmachen,
über die selben Dinge lachen.
Ständig dieser Größenwahn
und wildes Knutschen in der Bahn.
Dann mit den Rädern in den Wald
und Sex, der durch die Bäume schallt.
Ein Vogel, der dabei zuschaut,
Ameisen auf der Haut.
Und irgendwann, und irgendwann
werden wir uns einmal fragen:
Erinnerst du dich noch?
Und irgendwann, und irgendwann
werden wir uns einmal fragen:
Erinnerst du dich noch, wie schön es war?
Aus Gärten Kirschen klauen,
der Streit beim Zeltaufbauen
und später die Versöhnung in der Nacht.
Die Parties und das Bier,
betrunken sein mit Dir,
und mit dem dicksten Schädel aufgewacht.
Und heimlich sagst Du ein Gebet,
dass es ewig so weitergeht
und Du glaubst sowieso nicht dran,
dass es sich ändert, irgendwann.
Die Freiheit, das Beisammensein,
doch dann fällt es Dir wieder ein,
dass alles mal zu Ende geht,
die Welt sich weiterdreht.
Und irgendwann, und irgendwann
werden wir uns einmal fragen:
Erinnerst du dich noch?
Und irgendwann, und irgendwann
werden wir uns einmal fragen:
Erinnerst du dich noch, wie schön es war?

Voller Bauch, leeres Herz

Mein Bauch ist voll, mein Herz so leer.
Mein Baby liebt mich nun nicht mehr.
Vor Kummer aß ich alles auf, was sie im Haus gelassen hat.
Mein Herz ist leer, doch ich bin satt.
Sie hat mir einen Brief geschrieben
und ließ ihn vor dem Kühlschrank liegen.
Da stand, ich soll sie schnell vergessen
und nicht betrübt sein, währenddessen.
Dann fing ich an zu essen.
Mein Bauch ist voll, mein Herz so leer.
Mein Baby liebt mich nun nicht mehr.
Vor Kummer aß ich alles auf, was sie im Haus gelassen hat.
Mein Herz ist leer, doch ich bin satt.
Das ganze Tiefkühlfach ist leergeputzt.
Hab alle Vorräte zurechtgestutzt.
Im Garten nur noch kahle Beete.
Ich aß selbst Seife, Obst und Knete (Iiiihh Obst!)
und auch die Rauhfasertapete.
Ich hab gegessen, doch nichts hat geschmeckt.
Wenn man aus Kummer schlingt kaut schluckt und leckt,
schmerzt jeder Bissen wie 10 Hiebe,
befriedigt nur orale Triebe.
Ich will kein Essen, ich will Liebe.
Mein Bauch ist voll, mein Herz so leer.
Mein Baby liebt mich nun nicht mehr.
Sie war mir wertvoll wie ein Schatz. Für Liebe gibt’s keinen Ersatz,
doch ich es so lang, bis ich platz‘.

Weihnachten rieselt kein Schnee

Zu Weihnachten rieselt kein Schnee.
Kannst Du Dich erinnern? Nach vor 20 Jahr’n
lag eine Eisschicht auf dem See,
und nachmittags sind wir noch Schlittschuh gefahr’n.
Winter sind auch nicht mehr das, was sie mal war’n.
Du gehst in die Heimat und denkst:
Da wo Du herkommst, ist nicht mehr zu Haus.
Dort wohnen Deinen Eltern schon längst
alleine für sich. Wie halten die das aus?
Vielleicht mit Tabletten und Gras? Du weißt nichts Genaues.
Die Kirche ist voll bis zum Rand,
und Du hoffst bloß, dass Dich hier niemand erkennt.
Der Kinderchor singt dissonant,
und Du stellst Dir vor, wie die Kirche abbrennt.
Der Opa neben Dir, der pennt.
Bescherung ein bisschen verkrampft.
Zum Glück hat Dein Bruder sein Kind mitgebracht,
das noch mehr Geschenke verlangt
und, als alles ausgepackt ist, nicht mehr lacht,
sondern Euch unter Tränen eine Szene macht.
Der Weihnachtsbaum ist gut geschmückt,
nicht so überladen, wie’s früher mal war.
Dein Vater kuckt etwas entrückt.
Was in dem wohl vorgeht, war Dir nie so klar.
Na ja, der weiß auch nichts von Dir, offenbar.
Das Gästebett ist längst gemacht.
Du wirst heut hier schlafen, Du weißt nur nicht wann.
Du liegst da bis spät in die Nacht.
Der Fernseher läuft, doch Du starrst an die Wand.
Und morgen geht’s zurück in die Stadt.
Da ist keiner mir Dir verwandt.

Scheiß Silvester

Endlich ist das Jahr vorbei! Das ging ja doch recht schnell.
Es hätte besser laufen können, zumindest finanziell.
Der Advent steht vor der Tür, und schon fragen die Stresser:
Was machst’n zu Silvester?
Letztes Jahr war’s nicht so gut. Du magst gar nicht dran denken.
Die Leute da ertrug man nur mit hochprozentigen Getränken.
Zu viel Mayo im Salat, Dein Stuhl danach kein fester.
Scheiß Silvester!
Der Rotwein, den Sabrina trank, den spie sie wieder aus.
Die Flecken gehen bis heute nicht aus Deiner Jacke raus.
Du weiß noch, dass Dein Filmriss wohl das Beste an dem Fest war.
Scheiß Silvester!
Die schönste Frau des Abends war ein Holzfäller aus Polen.
Jedoch in Deinem Zustand war da nicht mehr viel zu holen.
Bis auf Hepatitis B in seinem Ford Fiesta.
Scheiß Silvester!
Das soll Dir nicht noch mal passieren.
Das ist es doch nicht wert.
Der Ausgehzwang hat jahrelang schon an Dir gezehrt.
Erinnerst Du Dich, dass es jemals nicht die reinste Pest war,
zu Silverster? Scheiß Silvester!

Bitte verzeih

Bitte verzeih, ich muss jetzt gehn‘,
war diese Nacht auch wunderschön.
Der Hahn weckt gleich die Nachbarn auf.
Und was denken die, wenn die mich hier sehn?
Bitte verzeih, machst Du mal Licht?
Wo ist mein Schuh? Ich find‘ ihn nicht.
Was ist denn das? Du bist ganz nass
von den Tränen auf Deinem Gesicht.
Was hast du denn erwartet? Ich kenn‘ nicht mal Deinen Namen.
Und ich wollt‘ doch nur ‚was loswerden: Etwas Stress, ein bisschen Samen.
Und ich dachte, wie zwei könnten eine schöne Nacht erleben,
doch reich‘ ich Dir den kleinen Finger, musst Du gleich den ganzen Arm nehmen.
Hab ich mich etwa gleich zum Heiraten verpflichtet?
Wenn das so ist, dann hätt‘ ich lieber auf diese Nacht verzichtet.
Ach, das Licht kannst Du wieder löschen, ich hab meinen Schuh gefunden.
Deine Fresse erträgt man ja auch nur, hat man ausreichend getrunken.
Du bringst hier ‚was durcheinander, und zwar Geschlechtsverkehr und Liebe.
Mann, jetzt rege ich mich aber auf! Ich krieg‘ bestimmt gleich wieder ’ne Griebe.
Vielen Dank, hast Du echt toll gemacht!
Nachher seh‘ ich wieder aus, wie ein Streuselkuchen.
Denk‘ mal nicht, wenn du Dich so benimmst,
kommt Dich irgendjemand ein zweites Mal besuchen.
Hast Du gedacht, wir machen hier gleich auf Familie, oder was?
Bist Du echt so naiv?
Ey, denk‘ doch mal ein bisschen nach! Dein Weltbild ist ja völlig krumm und schief.
Schau Dich doch an: Du platzt aus allen Nähten, und mir platzt gleich der Kragen.
Du siehst scheiße aus, hattest trotzdem Sex – also kein Grund sich zu beklagen.
Oh oh!
Bitte verzeih, es war nicht so gemeint.
Das passiert mir ständig, in letzter Zeit.
Nimm’s nicht persönlich, doch für gewöhnlich
bin ich ein Mann der Herzlichkeit.